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Dichter streiten über Himmel und Hölle

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Sim Panse heißt der diesjährige Gewinner des Poetry-Slams in der Reinoldikirche. Der 27-Jährige Bremer hat mit seinen Beiträgen den zweiten Dichterwettstreit für sich entscheiden können. Er erhielt den meisten Applaus aus der mit rund 450 Gästen voll besetzten Stadtkirche in Dortmund.

„Wir in der evangelischen Kirche lieben das Wort“, erklärte Pfarrerin Susanne Karmeier von der St. Reinoldi-Gemeinde zu Beginn des Slams, warum sie den Dichterwettstreit unterstützt. Bereits im vergangenen Jahr hatte es im Rahmen der Reformationsdekade einen Slam zum Thema „Kirche und Politik“ gegeben. Mit sehr großem Erfolg. Veranstalter damals wie heute waren neben St. Reinoldi das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V. (EBW) sowie die Agentur Luups. Der bekannte Slammer Sebastian23 übernahm wieder die Moderation.

Das diesjährige Thema lautete: „Himmel und Hölle“. Sechs Slammer trugen dem Publikum ihre Gedanken dazu vor. Mal lustig, mal sehr nachdenklich, mal als Prosa und mal gereimt. Von der persönlichen Party-Hölle in Hamburg über die Begegnung mit Petrus im Himmel nach einem Verkehrsunfall bis hin zu einem eindrucksvollen Text des späteren Siegers über Kindesmissbrauch. Kann der Opa, der den kleinen Jungen missbraucht und ihm die Hölle bereitet hat, in den Himmel kommen? Warum stirbt er, ohne dass er dem Jungen die Gelegenheit zur Genugtuung gibt?

Adina, eine der erfolgreichsten Frauen der deutschsprachigen Slam Szene fragte in ihrem Text über Menschenhandel mit geschliffener Rhetorik „Was ist los mit dieser Welt?“. „Der Griff zum Abdeckstift ist zur Gewohnheit geworden“, beginnt der Text. Er mildert blaue Flecken und übertüncht so manches. Eindringliche Worte, die unter die Haut gingen. Die junge Frau, die zwischen Wien und Berlin pendelt, wurde Zweite an diesem Abend.

Richtig viele Lacher bekam der Drittplazierte Hinnerk Köhn aus Eckernförde für seine Geschichte über seine Begegnung mit Petrus am Himmeltor. Die Darstellung eines rauchenden, saufenden und kiffenden Petrus, der sich als Sachbearbeiter Nr. 1 gemeinsam mit dem Verstorbenen das Video dessen Lebens anschaut und sich Notizen in seinem Laptop macht, war witzig gemacht, satirisch ohne despektierlich zu sein.

Micha-El Goehre aus Bielefeld las aus dem Tagebuch eines Metal-Rockers vor. Wolf Hogekamp aus Berlin und Gründer des ersten Poetry Slams in Deutschland, überzeugt mit tiefsinniger Gesellschaftskritik und der aktuelle NRW-Vizemeister in Poetry Slam, Jason Bartsch aus Bochum, spielte mit den Begriffen Himmel und Hölle und Kindheitserinnerungen.

Erfreulich für die Veranstalter: Das Publikum war überwiegend jung und viele von ihnen sind sicher auch nicht die typischen Kirchgänger. „Genau das wollen wir mit dem Slam erreichen“, so Felix Eichhorn vom EBW. „Ein Format für jüngere Menschen entwickeln, das mit viel Witz und großer Ernsthaftigkeit, kirchliche und gesellschaftliche Themen beleuchtet. Ganz in guter, alter reformatorischer Tradition.“